Das Handwerk
Faszination Holzkunst
Bei dieser Art der Spielzeugherstellung wird ein Stück frisches Fichtenholz an einer Drehbank in Rotation versetzt und mit verschiedenen Drehwerkzeugen händisch bearbeitet. Allmählich entsteht ein Reifen mit Rundungen, Einkerbungen und Rillen. Simpel und unscheinbar wirken die Holzreifen auf den ersten Blick, doch wenn mit Messer und Hammer kleine Scheiben von dem fertig bearbeiteten Reifen abgespalten werden, kommen kleine Tierfiguren zum Vorschein. Um diesen Rohlingen Leben einzuhauchen, werden sie mit einem Schnitzmesser nach-bearbeitet. Nach dem Anbringen von Schwanz und Ohren erhält jedes Tier abschließend seine arttypische Bemalung.
Jedes Tier ist ein Unikat: handgemacht und mit individuellem Charakter.
Der Duft frischen Holzes erfüllt den Raum. Große Späne wirbeln meterweit durch die Luft und bedecken den Boden der Werkstatt. In nur einem Arbeitsschritt werden hunderte Figuren hergestellt; eine Sensation in der Spiel-zeugproduktion. Möglich wird dies durch das sogenannte Reifendrehen. Es zählt zu den anspruchsvollsten und faszinierendsten Bearbeitungstechniken der Holzkunst.
Nur ein Meister, der über ein hohes Vorstellungsvermögen und feines Formgefühl verfügt, besitzt die Fähigkeit schon während der Bearbeitung die unvergleichliche Form einer jeden Figur zu erkennen und zu gestalten. Er muss in der Lage sein, in der Negativform des Reifens die Positivform der Figur zu sehen. Die hohe Komplexität des Handwerks, steigende Qualitätsanforderungen und zunehmende Automatisierung haben dazu geführt, dass das Reifendrehen von anderen Holzbearbeitungsmethoden verdrängt wurde und selten geworden ist.
In Seiffen existiert mit dem Reifendrehwerk Werner die letzte Manufaktur, in der Reifentiere traditionell in Handarbeit hergestellt und weltweit verkauft werden.